Ein Interview von 2022 mit Lady Sas

Domina Miss Helen Bates aus Essen zeigt uns heute im Interview, dass der bizarre Bereich weit mehr zu bieten hat als das klassische Spiel zwischen Femdom und Sub. 

Lady Sas: Liebe Helen, bitte schildere uns zunächst, wie Du mit dem bizarren Bereich in Berührung gekommen bist und Dich zur Domina entwickelt hast.
Domina Miss Helen Bates:Hallo Saskia, gerne. Ich war in den 80er Jahren in der sogenannten Gothic Szene unterwegs und hatte damals schon einen ausgeprägten Lack und Leder Fetisch. Irgendwann lernte ich in der Disco eine Hammer Frau kennen, und erfuhr, dass sie als Domina arbeitet… da war es um mich geschehen πŸ˜‰ DAS wollte ich unbedingt auch, denn was sie mir alles erzählte, kickte mich total!

Lady Sas: Was reizt Dich an BDSM?

Domina Miss Helen Bates: Ich liebe Rollenspiele und das Spiel mit Schmerz und Lust. Es reizt mich, mein Gegenüber an seine Grenzen zu bringen… und vielleicht auch ein Stück darüber hinaus. Die glücklichen und entspannten Gesichter nach der Session machen mich glücklich πŸ˜‰

 

Schön und streng.

 

Interview mit Domina Miss Helen Bates

Lady Sas: Gibt es einen bestimmten Grund, warum Du Dich „Helen Bates“ nennst? Oft beschreibt der Name ja eine bestimmte Haltung oder Philosophie.

Domina Miss Helen Bates: Lach. Helen – Helen Schneider. Die Lady war in den 70/80er Jahren eine Sängerin und trug immer schwarze Leder Sachen. Ich habe sie als junges Mädchen im Fernseher gesehen und schätze, daher rührt mein Leder Fetisch πŸ˜‰ Da ich gerne Psycho Spiele spiele, schien mir Bates als Nachnahme sehr passend – Helen Bates.

Lady Sas: Dein Tätigkeit geht weit über das hinaus, weil eine klassische Domina ermöglicht. Wie würdest Du Deine Tätigkeit selbst beschreiben?

Domina Miss Helen Bates: Bei mir wird jeder Mensch, der mir respektvoll begegnet so angenommen, wie er ist. Sollten seine Phantasien nicht mit meinen Vorstellungen konform laufen, höre ich mir seine Wünsche aber gerne an und versuche etwas passendes für ihn in der Szene zu finden. Ich kenne ja viele tolle Dominas. So ist der therapeutische Part auch nicht gerade gering bei einer Begegnung.

 

 

 

 

 

 

Bizarr-erotische Hypnose

Lady Sas: Mit bizarr-erotischer Hypnose hatte ich noch nichts zu tun. Was ist das? Wie funktioniert es?

Domina Miss Helen Bates: Mit der Hypnose hast du die Möglichkeit, dein Gegenüber erstmal abzuholen und für die Session mental vorzubereiten. Viele Menschen können immer weniger abschalten und da setzt die Hypnose an. Du lässt dein Gegenüber durch deine Stimme eine Reise durch seinen Körper beginnen und schaffst so einen entspannten Raum. Diesen füllst du dann mit seinen speziellen Fetischen und Phantasien und kannst so die Reize und Sinne dementsprechend verstärken. Im Idealfall tritt ein wundervoller Trance Zustand ein, der den Gast in tiefere Schichten des BDsM und Fetisch führen kann – wenn er es zulässt πŸ˜‰

Lady Sas: Was ist „hypnotische Bondage“? Welches Prinzip steckt dahinter?

Domina Miss Helen Bates: Das ist der Klassiker – kennt man ja aus der Show Hypnose πŸ˜‰ Sehr schön, wenn mein Pendant zum Beispiel auf Fingerschnippen bewegungslos einfriert. Das ist super, wenn man zum Beispiel kein Studio hat, aber trotzdem Lust hat zu spielen. Es funktioniert auf Worte oder Gesten oder Musik… oder… oder… eben das, was in der Hypnose suggeriert wird.

Lady Sas: Was bedeutet „sexuelle Erregung geankert auf Worte, Geste, Berührung, Geruch oder Geschmack“? Bedeutet das, du verankerst ein bestimmtes Wort im Unterbewusstsein des Gasts und er wird erregt, wenn er das Wort hört?

Domina Miss Helen Bates: Genau, liebe Saskia. Das macht auch Spaß als Langzeittrigger über die Session hinaus.

Lady Sas: Ich denke, man braucht ein besonderes Vertrauensverhältnis, um sich hypnotisieren zu lassen. Wie schaffst Du dieses Vertrauen? 

Domina Miss Helen Bates: Ein Aufklärungsgespräch ist vorab natürlich unabdingbar. Man muss seinem Gegenüber die Angst nehmen, denn im Internet kursieren ja viele Gerüchte über Hypnose. Fakt ist, man kann niemanden gegen seinen Willen hypnotisieren. Wenn der Wille zur Hingabe da ist und das Vertrauen aufgebaut ist, stehen der Erfahrung nichts mehr im Wege.

 

M

 

 

Miss Helen Bates über Hypnose

Lady Sas: Ich habe mal ein Experiment gesehen, bei dem ein Hypnotiseur jemandem gesagt hat, seine Hand sei an seinem Kopf angewachsen. Und tatsächlich: Er dachte, das sei wirklich so und konnte die Hand nicht mehr vom Kopf nehmen. Sicher würde es zu weit führen, Hypnose in allen Details zu erklären, aber kannst Du aus Deiner Erfahrung heraus grob zusammenfassen, was da eigentlich passiert?

Domina Miss Helen Bates: Das funktioniert in der Tat πŸ™‚ Diese Induktionen setzt man meist in der Schnellhypnose ein. Da gibt es verschiedenen Möglichkeiten sein Gegenüber schnell in den Hypno-Zustand zu bekommen. Es wird viel geredet und abgelenkt und im richtigen Moment ein Wort wie „schlaf“ verwendet. Das Gehirn braucht in der Regel ca. 1 Sekunde, um einen Befehl zu überprüfen. Das umgehen wir in der Blitzhypnose. Ist der innere Kritiker überlistet, ist man drin πŸ˜‰

Lady Sas: Du siehst Schnittmengen zwischen Tantra und BDSM. Kannst Du dieses Zusammenspiel etwas näher erläutern?

Domina Miss Helen Bates: Oh ja, die Lingam- und Prostatamassage sind solche Geschenke für eine intensive BDsM Session. Ich bin im Laufe der letzten Jahre immer mehr dazu hingegangen, auch Massage Elemente in längere Sessionen mit einzubauen. Die Fesselmassage ist zum Beispiel eine gelungene Mischung aus Tantramassage, Sinnesentzug und BDsM Elementen. Das kommt bei meinen Klienten sehr gut an, da diese sehr ruhig und entspannt ablaufen. Welche der jeweiligen Elemente dominiert, kann man vorher gemeinsam besprechen, die meisten vertrauen mir aber und sagen „mach mal“.

Lady Sas: Woher kommt Dein Interesse für Hypnose und Tantra?

Domina Miss Helen Bates: Zum ersten Mal in Berührung mit Hypnose im Bereich BDsM bin ich in den 90er Jahren durch Ferry Masters gekommen. Seine Frau hat damals Workshops in dem Bereich gegeben, wo auch ich dran teilgenommen habe. Damals war die Szene aber noch nicht bereit dafür. Als ich meinen Heilpraktiker gemacht habe, kam ich wieder mit dem Thema Hypnose in Berührung – jedoch mit anderen Themen. Letztendlich hat mir die Ausbildung dahingehend aber auch noch neue Aspekte für den bizarren Bereich gebracht. Da ich selbst Tantramassagen an meinem Körper liebe, musste ich die natürlich auch erlernen πŸ˜‰ So etwas Schönes muss man doch weiter geben πŸ™‚ Ich bin ausgebildete Tantramasseurin seit 2003.

 


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Was ist tantrisch an den Tantramassagen?

Obwohl Tantra und Tantramassagen nicht als identisch gesehen werden dürfen, lehnen sich Tantramassagen, wie sie vom Tantramassage-Verband gefördert und vertreten werden, an bestimmte geistige Grundhaltungen an, die in allen geschichtlichen, geographischen und weltanschaulichen Ausprägungen von Tantra, sowie in vielen anderen Weisheitstraditionen zu finden sind. Im Folgenden wird gezeigt, welche Haltungen und Inhalte den tantrischen Aspekt der Massage ausdrücken.

Ritual
Der ritualisierte Ablauf in der Tantramassage bewirkt eine Objektivierung des Geschehens. Im Vordergrund steht nicht die individuelle Auswahl und Folge von Griffen, sondern die einmal festgelegte und gültige Struktur, die dem Handeln der Massierenden Autorität verleiht. Hier liegt der Vergleich mit einer Ikone oder einem Mandala nahe. Beide entstehen nach kanonisierten Herstellungsvorschriften. Diese Vorschriften werden irgendwann festgelegt und es wird immer nach dem gleichen Schema verfahren. Eine Ikone und ein Mandala ist deshalb auch kein freies Kunstwerk. Eine Ikone wird auch nicht mit dem eigenen Namen signiert. Es verleiht dem Ergebnis Wirkung, die jenseits vom individuellen Geschmack oder Ego liegt.

Verehrung
Die Haltung der Tantramassage ist die Verehrung. Der Mensch wird in seinem Frau-Sein, in seinem Mann-Sein verehrt als göttliches Wesen. Diese Grundhaltung manifestiert sich aber u.a. in einer rituellen Form, der es beiden Beteiligten ermöglicht, aus dem Alltagsgeschehen heraus zu treten und in einem festlichen Rahmen den eigenen Körper zu feiern und die eigene Sinnlichkeit in Würde und Schönheit zu erleben.

Dadurch wird ein Gefühl von Angenommen-Sein vermittelt, das die Voraussetzung für den vollen Genuss einer Massage ist, aber durchaus auch heilsam sein kann. Die Verehrung und volle Akzeptanz dessen, was ist – zu dieser Zeit an diesem Ort, schafft echte Begegnung zwischen Masseurin und Massagegast. Diese steht im Gegensatz zu Therapie oder Heilungsabsicht (s.u.). Therapie braucht Diagnostik. Der diagnostische Blick ist aber ein objekthafter Blick und hat nicht das Gegenüber, sondern die potenzielle Krankheit im Blick.

Ganzheitlichkeit
Tantrisch wird eine Massage auch durch ihre Ganzheitlichkeit. Sie berührt den ganzen Menschen, sie lässt keinen Körperteil aus. Insbesondere integriert sie die Sexualität und weckt ihre Energie als Lebenskraft. Jede Folge davon, sei es Atem, Stimme oder Bewegung, sei es Ejakulation oder aufsteigende Erschütterung, Tränen …bis hin zur lustvoll-mystischen Erfahrung oder einfach nur ein schlichter Orgasmus – alles ist willkommen und in Ordnung.

Andererseits ist auch das Ausbleiben einer dieser Folgen, z.B. Ejakulation in Ordnung. Es gibt keinen Leistungsdruck. Das Tantrische in Bezug auf den Orgasmus ist nicht die Unterdrückung der Ejakulation. Die Lenkung der sexuellen Energie dagegen kann erwünscht sein und unterstützt werden. Das Verhältnis der Männer und Frauen zu Ejakulation ist allein deren Sache und wird ebenso respektiert wie alles andere.

Transpersonale Begegnung
In einem bewussten Schritt entsteht eine Begegnung von Shiva und Shakti – dem Göttlichen im Menschen. Mann und Frau aus dem Alltag mit seinen Projektionen treten zurück. Beide repräsentieren während des Rituals das Göttliche.

Die gesprochenen Verehrungsformeln eröffnen den inneren Massageraum und verwandeln das kommende Geschehen in eine sakrale Handlung. Diese – etwas „theologisch“ anmutende Formulierung bedeutet nichts anderes, als dass die Beteiligten im bewussten Akt der rituellen Begrüßung alle ihre Urteile und Muster hinter sich lassen. Was bleibt ist tiefer Respekt und Wertschätzung. Respekt ist die Haltung, die wir geben und die wir fordern.

Sexualität als Lebenskraft – und als nichts anderes
In unserer westlichen Kultur ist die Sexualität fast immer verknüpft mit anderen Themen: Beziehung, Liebe, Schuld, Scham, Bedürftigkeit, Opfer-Täter, Verachtung, Ehe, Politik usw.

In der tantrischen Massage geht es aber um die sexuelle Kraft an sich. Es ist die Bewegung der sexuellen Energie, die an nichts gebunden ist. Dies ist die Kraft, ohne die es kein Leben gäbe.

Wir vertreten dabei die Haltung, dass die Sexualität nicht instrumentalisiert werden soll. Sie dient nicht als Mittel zum Zweck, quasi als ein Vehikel zur spirituellen Erleuchtung. Uns geht es also nicht um eine „spirituelle Ausbeutung“ der Sexualität. Vielmehr darf sie sein, was sie schon immer war und ist: sinnlich-übersinnlich, lustvoll, ganz sie selbst, vielleicht schon „mit einem Bein drüben“.

(Quelle: Internetseite des TMV)